2 - 2 - 2

2 – 2 – 2 Fertig

Mit einer Prüfung an der FH Merseburg fing alles an und es endete ebenfalls mit einer finalen Prüfung, mit der Diplomverteidigung. Am Anfang und am Ende meiner Studienzeit in Merseburg war der ewig lange Flur im Gebäude 107 mein Wartesaal und Laufstrecke zugleich, in dem ich hochgeladen auf das Öffnen der Tür, das Hineinbitten und den Beginn der mündlichen Prüfungsqual entgegenzitterte.
der Flur des Wartens in Merseburg

Aber das Zittern und Bangen ist vorbei, knapp über drei Jahre Studium in Merseburg sind vorbei, ich habe es endlich geschafft. Auf die Schulter klopf.
Es begann im Januar 2005 mit der Feststellungsprüfung im Gebäude 107 (Fachbereich Sozialwesen), die mir kein Glück brachte. Abgelehnt.
Dafür über ging ich im April 2005 über das LOS(verfahren) doch noch mit einem Monat Verspätung in die letzte Runde des auslaufenden Berufsbegleiteten Studiengang Sozialpädagogik (BBS 12) im Fachbereich Soziale Arbeit Medien Kultur an der Hochschule Merseburg. Das Glück stand mir seit der überraschenden Zulassung ständig an der Seite, alle Prüfungen, Referate und Hausarbeiten habe ich bewältigt. Nicht unbedingt problemlos und sorgenfrei, nicht immer mit legalen Mitteln. Aber es ist bewältigt, das Glück des (Un)Tüchtigen war mir wohl gesonnen.
Der fette Happen kam natürlich am Ende des Studiums, von September 2007 bis März 2008 werkelte ich in kleinen und großen Etappen an meiner Diplomarbeit mit dem Titel „Punk als Jugendkultur und Lebensphilosophie am Beispiel der Eilenburger Jugendszene“
Ich führte von September bis November zehn Interviews mit Aktivisten aus der Eilenburger Punk - Szene. Ursprünglich war die Befragung ein Vorschlag des mich in der Diplomphase begleiteten Professors. Dafür kann ich ihn mehr als danken, denn die intensiven, ehrlichen und aussagekräftigen Gespräche führten mir vieles schon verblichenes wieder vor Augen.
Kurz um, ohne die unverblümten Statements der Punks hätte ich diese Arbeit nicht authentisch ausgefüllt und dessen jetziges Ergebnis nie erreicht.
Nach den Interviews musste der ganze Audiokram auf Papier gebracht werden, diese Transkription – Geschichte hat, auch wenn ich nicht selber getippt habe, Nerven und Zeit gekostet. Mitte Dezember hatte ich dann endlich meine Abschriften der Interviews, fette 250 Seiten sind es geworden. Den ganzen Dezember 2007 verbrachte ich dann mit dem qualvollen Schreiben der Arbeit, ich opferte Urlaub dafür obwohl ich das mal nie so machen wollte. Welch eine Wandlung. Das Ziel, am Jahresende damit fertig zu werden erreichte ich natürlich nicht. Ich bastelte, inklusive Korrektur, noch bis Ostern 2008 an der Diplomarbeit. Glücklicherweise verlängerte ich die Geschichte um einen Monat, ansonsten hätte ich Ende Februar die Arbeit im Merseburg abgeben müssen.
Abschließend kann ich behaupten diese Phase hat mir viel gebracht, ich habe die Philosophie des Punk schätzen und achten gelernt. Es hat mir durchaus, den Stress mal bei Seite geschoben, auch Freude bereitet mich durch dieses interessante und widersprüchliche Thema zu ackern. Besonders die Szeneliteratur konnte bei mir punkten:
Becker, N. / Furian G.: Auch im Osten trägt man Westen. Punks in der DDR - und was aus ihnen geworden ist. Berlin: Archiv der Jugendkulturen 2000.
Büsser, M.: If the kids are united. Von Punk zu Hardcore und zurück. Mainz: Ventil Verlag 2006
Farin, K.: Jugendkulturen zwischen Kommerz und Politik. Archiv der Jugendkulturen e.V.J. (Hrsg.). Bad Tölz: Tilsner 1998.
Galenza, R. / Havemeister H.: Wir wollen immer artig sein... Punk, New Wave, Hip Hop und Independent – Szene in der DDR 1980 – 1990. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2005.
O'Hara, C.: The Philosophy of Punk. Die Geschichte einer Kulturrevolte. Mainz: Ventil Verlag 2001.
Teipel, J.: Verschwende Deine Jugend. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001.

Warum ich das alles schreibe? Vielleicht interessiert es den Einen oder Anderen. Aber hauptsächlich um meine Erinnerung ab und zu einmal aufzufrischen.



Aus der TUBE: FEHLFARBEN mit dem Song "Politdisko" auf dem Album "Handbuch für die Welt".